Weihnachtsfeier 2022
Stern oder Komet?
Am 21.12.2022 roch es schon am späten Nachmittag nach Erdäpfelgulasch, Linsencurry und Punsch. Direktorin, Maria-Luise Walser, schwang den Kochlöffel, um die Weihnachtsfeier kulinarisch zu perfektionieren. Melanie Russmann, die Sekretärin, hatte die Gänge bereits ansprechend dekoriert.
Zweimal war die Feier ja schon coronabedingt ausgefallen, doch diesmal war der Festsaal bis auf den letzten Platz besetzt.
Musikalisch untermalt wurde die Feier von Nina-Sofie Berghammer auf der Geige, Susanna Kral am Klavier und Brianna Reiter am Klavier sowie Maximilian Mair am Klavier und am Akkordeon – wir hätten für diese Auftritte Eintritt verlangen können. Danke – es war wirklich wunderbar!

Es ist uns ein Anliegen, mit alle Studierenden und Lehrkräften, unabhängig von Glauben und Einstellung, das Jahresende zu feiern, allerdings mit Bezug zum Weihnachtsereignis.
Das heurige Thema war KOM[M]ET*. „Kommet“ also alle zu Feier, wir reden über den Stern oder Kometen, der für die Sternenforscher bzw. Weisen aus dem Orient wegweisend war. Diese Szene der Weihnachtsgeschichte war auch für Johannes Gahleitner und Marion Lasinger der Anlass, den Unterschied von Sternen und Kometen zu klären. Während der Physiker mit dem schmutzigen Weltraum-Schneeball, der in elliptischen Bahnen mit seinem abgewandten Schweif um die Sonne kreist und von dieser „beleuchtet wird“, die Weihnachtsbaum-Idylle beinahe zunichte gemachte hätte, recherchierte die Germanistin in diversen Texten. In Shakespeares „Julius Cäsar“ scheinen keine Kometen, wenn Bettler sterben. In Nestroys „Kometenlied“ aus dem „Lumpazivagabundus“ wird einem “angst und bang”, denn: „Die Welt steht auf keinen Fall mehr lang“. Das führte zum Nachdenken über den bis ins Mittelalter herrschenden Aberglauben, das Erscheinen von Kometen sei mit Unheil wie Krieg oder Krankheit verbunden. Der Halley’sche Komet versetzte die Menschen aber auch im 20. Jahrhundert noch in Angst und Schrecken: 1910 – vor dem Ersten Weltkrieg, 1986 – im Zusammenhang mit der Atomkatastrophe von Tschernobyl.
Der Komet, der ca. 10 vor Christi Geburt erschien, mag ausschlaggebend für den „Stern von Bethlehem“ gewesen sein. Es könnte aber auch eine Nova gewesen sein. Dieser Teil der Weihnachtsgeschichte kommt nur im Matthäusevangelium vor und wurde eventuell nachträglich hinzugefügt. Im Koran ist in der Sure über den Propheten Issa auch nicht von einem Stern die Rede.
Ein Stern, erklärte der Physiker, leuchte von selbst, unser „Stern“ ist die Sonne.
Stern oder Komet, beide sind, sagte die Germanistin, schöne Metaphern: Lichter, die Orientierung geben. Zitiert wurde deshalb der Beginn der Biografie von Tomas Tranströmer, dem Nobelpreisträger 2011. Er vergleicht seine Kindheitsjahre mit dem Kopf des Kometen, der sein ganzes weiteres Leben beleuchtet hat. Dieser Beginn wurde von einigen Studierenden im Rahmen des Deutschunterrichts fortgesetzt – einige Texte wurden im Verlauf der Feier vorgelesen. Wir waren erstaunt, wie positiv doch alle in die Zukunft blicken – und wie schön all diese Texte geworden sind.
Dem folgte der gesellige Teil des Abends. Tanja Mikolasch moderierte mit Corina Stelzl-Rockenschaub ein Pubquiz. Wir saßen in kreisförmig angeordneten Gruppen im Festsaal und testeten unser Wissen zu den Begleitern von Rudolf, dem Rentier, zur geografischen Lage der Länder Türkei, Syrien, Israel und Palästina. Wir mussten Gerüche erriechen und ein Gedicht schreiben, in dem bestimmte Wörter vorkommen. Danke für diesen heiteren Teil des Abends! Je besser die Gruppe in Bezug auf Alter, Herkunft, Interessen durchmischt war, desto besser war der Output.
Danke allen Helfer:innen, allen die da waren, besonders auch ehemaligen Abolvent:innen, die diesen Abend genutzt haben, um der Schulnostalgie zu frönen.
Wer ein paar Texte und die Pubquiz-Gedichte lesen möchte, kann dies weiter unten nach den Fotos tun.





































Ausgangstext von Tomas Tranströmer
„MEIN LEBEN!“ Wenn ich diese Worte denke, sehe ich einen Lichtstreifen vor mir. Bei näherer Betrachtung hat der Lichtstreifen die Form eines Kometen, mit Kopf und Schweif. Das lichtstärkste Ende, der Kopf, sind die Kindheit und das Heranwachsen. Der Kern, sein dichtester Teil, ist die sehr frühe Kindheit, wo die wichtigsten Züge in unserem Leben festgelegt werden. Ich versuche mich zu erinnern, versuche, dahin vorzudringen. Aber es ist schwer, sich in diesen verdichteten Bezirken zu bewegen, es ist gefährlich, ein Gefühl, als käme ich dem Tode nahe. Weiter hinten verdünnt sich der Komet – das ist der längere Teil, der Schweif. Er wird immer spärlicher, aber auch breiter. Ich bin jetzt …
Texte von Studierenden (Auswahl)
Ich bin jetzt am vorderen Teil des Kometen.
Wenn ich an den langen Kometenschweif denke, verspüre ich eine Mischung aus Ungewissheit und Vorfreude. Man weiß nicht, wie lang oder kurz, wie breit oder schmal der Schweif noch werden wird.
Bei manchen endet er früh, bei anderen zieht er sich in die Länge.Ich hoffe, dass mein Kometenschweif lang und prächtig wird und hell leuchtet. Ich hoffe auch, dass mein Komet nicht auf der Erde einschlägt und viel Leid und Schaden verursacht. Lieber möchte ich eine wunderschöne, helle Spur hinterlassen.
Ich bin jetzt 20 Jahre alt.
Ich bin eine erwachsene Frau geworden, baue mein eigenes Leben auf. Komisch, wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, hätte ich mir meine Gegenwart heute ganz anders vorgestellt. Mein 9-jähriges Ich hätte gedacht, ich würde Tierärztin werden und auf einer Ranch wohnen.Wer hätte sich ausmalen können, ich würde abends zur Schule gehen, um das, was ich mit 15 angefangen habe, zu beenden, 20 Stunden in der Woche zu arbeiten, um mir mit meinem Freund ein 50m2-Wohnung leisten zu können? Ich bin stolz und dankbar. Stolz auf mich und dankbar für die Möglichkeiten. Dankbar für die Personen, die mich wertschätzen und die ich ebenso wertschätze. Und letztendlich ist es das, was mich antreibt. Mein Komet.
Ich bin jetzt inmitten eines Sterns
dort, wo am meisten sichtbar ist. Ich habe vieles erlebt. Meine Kindheit ist sehr schrecklich verlaufen. Ich hatte große Träume, aber keine Hoffnungen.
Ich wollte schon mit fünf Jahren Ärztin werden, aber ich hatte in Afghanistan nicht die Möglichkeit, die Schule zu besuchen. Aber jetzt denke ich mir, dass ich den besten Ort des Sterns erreicht habe.
Ich bin jetzt im Hier & Jetzt.
Bin herangewachsen und habe vieles gelernt. Gelernt, erste Schritte zu gehen, hinzufallen und wieder aufzustehen.
Gelernt, Fehler zu machen und mich zu entschuldigen.
Gelernt, Entscheidungen zu treffen, auch wenn diese falsch waren.
Gelernt, mich selbst zu lieben, zu leben, zu lachen und Träume zu verfolgen.
Ich bin ausgezogen, verdiene Geld, besuche die Abendschule,
habe mir meine Lieblingsuniversität schon ausgesucht und freue mich auf die nächsten spannenden Jahre: in Österreich, an der Schule und auf eine schöne Zeit mit alten Freunden, neuen Bekanntschaften und all den schönen und nicht so schönen Momenten.
Ich bin jetzt immer noch am lichtstarken Ende.
Ich weiß, dass dieses Licht dazu genützt werden kann, vielen den Weg zu beleuchten. Man ist allein, doch man kann andere erreichen – mit nur einem Strahl. Zusammen entfachen wir ein Feuer mit unendlich viel Licht. Man kann verschwinden, alleine, bloß ein sinnloses Licht sein, oder der Auslöser einer millionenfachen Kettenreaktion, welche sich ins Endlose zieht.
Angabe
Schreiben Sie 4 bis 8 Verse und bauen Sie folgende Wörter ein: Schnee, Stern, Baum, Punsch, Zombie, Sterne.
Pubquiz-Gedicht 1 (Angabe: 4-8 Verse!)
Unter dem Baum
Hält mich der Zombie kaum in Zaum
Nach dem Konsum von Punsch
Erwacht in ihm ein Wunsch
In seinem Gebet –
Sieht er einen Komet
Der Zombie schnupft nur Schnee –
Oje, oje!
Er betrachtet die Sterne
Und denkt sich: Einen Menschen äße ich gerne
Ich wird’ jetzt einen schlachten
Frohe Weihnachten!
Pubquiz-Gedicht 2 (oh, ein roter Faden ist erkennbar!)
Zu Weihnachten ist unser Wunsch
Vanillekipferl und viel Punsch
Kometen sieht man dann und Sterne
Ein zweites Häferl nehm’ ich gerne
Beim dritten hab’ ich einen Traum:
Viel Schnee lag auf dem Weihnachtsbaum
Ein Zombie stand vor mir und lachte
Als ich aus dem Rausch erwachte.
Text (LAS) Fotos (HAI) Sternspritzerfotos (Studierende)